Weißabgleich - 5400K vs. Auto-WB

[Jag-har-en-fraga]

Ganz übel wird's, wenn das Licht gar nicht neutralfarbig sein soll ... etwa bei Sonnenuntergängen,

Selbst da funktioniert der AWB, aber egal wie man es macht, wenn man am Ende mit klar kommt, ist das ok.

 

[Hawelka]

man kann alles nachträglich korrigieren. Aber mit einer konstanten Erwartung – also einer fest vorgegebenen Farbtemperatur im Kamera-Menü – ist's einfacher.

Ich denke, das ist der wesentlichste Satz zum ganzen Thema!

 

[cditfurth]

Der Cri Index ist auch mit Vorsicht zu genießen, da gibt's mehrere Stufen, die einfachste ist ein Target mit wenigen Haut Pastellfarben, und die Hersteller gleichen die LED Spektrallinien darauf ab. Die verschärften Targets kosten den Hersteller deutlich mehr Geld.

Aha. Aber was hat das mit der WB zu tun?

 

[RolleiRobbi]

Großartige Zusammenfassung des ganzen Themas!

Im Prinzip ist es so:
Wenn man überlegt, dass man eine weiße (oder 18% Grau-)Karte beim Sonnenuntergang betrachtet, dann wird diese Karte orange eingefärbt sein.
Würde ich nun mit AWB auf diese Karte messen so wäre sie wieder weiß. Das hätte aber nichts mit der Realität zu tun.

Bitte nicht die 18%Graukarte für den Weißabgleich nehmen, die ist für eine Belichtungsmessung gedacht. Dein Belichtungsmesser schaut auf die Graukarte und wenn die Messung davon ausgeht, dass das was von dort aus ankommt 18% ist, also das "genormte" grau einer so belichteten weißen Fläche, ist die Belichtung OK, man kann auch mit einer Rotlichtlampe aus der Dunkelkammer solange auf eine Graukarte leuchten, bis der Belichtungsmesser bei richtiger Zeit- und Blendeneinstellung sagt: so jetzt ist gut, ich habe 18%, nur dann eben rot und es wird rot bleiben, außer man hat einen sw-Sensor.

Die Graukarte ist für die Belichtung (man kann auch grünes Gras oder die Handinnenfläche nehmen). Die weiße Karte ist für die Beleuchtung um eben ein korrektes weiß einzustellen, falls man das vorhandene Licht in diese Richtung korrigieren möchte.

Die 18%-grau entsprechen, wenn man den alten Gerüchten glauben darf, dem Wert bei dem die Haut eines weißen Menschen als richtig belichtet angenommen wird. Klingt jetzt anachronistisch oder hat auch einen rassistischen Touch, vielleicht ist es aber auch nur eine wertfrei zu lesende technische Regel, grünes Gras sieht dann auch richtig aus.

Gut Licht

Robert

 

[RalphBecker]

Bitte nicht die 18%Graukarte für den Weißabgleich nehmen, die ist für eine Belichtungsmessung gedacht. Dein Belichtungsmesser schaut auf die Graukarte und wenn die Messung davon ausgeht, dass das was von dort aus ankommt 18% ist, also das "genormte" grau einer so belichteten weißen Fläche, ist die Belichtung OK, man kann auch mit einer Rotlichtlampe aus der Dunkelkammer solange auf eine Graukarte leuchten, bis der Belichtungsmesser bei richtiger Zeit- und Blendeneinstellung sagt: so jetzt ist gut, ich habe 18%, nur dann eben rot und es wird rot bleiben, außer man hat einen sw-Sensor.

Die Graukarte ist für die Belichtung (man kann auch grünes Gras oder die Handinnenfläche nehmen). Die weiße Karte ist für die Beleuchtung um eben ein korrektes weiß einzustellen, falls man das vorhandene Licht in diese Richtung korrigieren möchte.

Wie kommst du darauf, solche Aussagen zu treffen?
Das Problem mit weißen Karten ist bei entsprechnder Belichtung, dass evtl. Kanäle clippen, welches bei grauen Karten ausgeschlossen ist.
Ferner schreibt z.B. Canon zum benutzerdefierten Weißabgleich: "Du benötigst ein weißes Blatt Papier oder eine mittelgraue Karte" Quelle: https://www.canon.de/pro/infobank/white-balance/

Die 18%-grau entsprechen, wenn man den alten Gerüchten glauben darf, dem Wert bei dem die Haut eines weißen Menschen als richtig belichtet angenommen wird. Klingt jetzt anachronistisch oder hat auch einen rassistischen Touch, vielleicht ist es aber auch nur eine wertfrei zu lesende technische Regel, grünes Gras sieht dann auch richtig aus.

Das ist falsch.
18% entsprchen der mittleren Helligkeit des Normalobjektes mit einem Kontrastumfang von 1:32
Quelle: Handbuch der Fototechnik, S. 171

 

[RolleiRobbi]

Hallo Ralph,

danke für den Link. Werde mal meine älteren Informationen zum Thema Graukarte und Weißabgleich updaten.

Gut Licht
Robert

 

[caprinz]

Hallo,
interessantes Thema...
Ich bin "Blitzologe" daher nehme ich immer einen festen Wert.
Bei Tageslicht mit 5400-5600K zu fotografieren halte ich für die beste Idee.
Sobald Kunstlicht im Spiel ist , sieht die Sache anders aus, da kommt man je nach Bedingungen um Testaufnahmen nicht herum, wenn man die Eigenschaften der Beleuchtungsmittel nicht kennt.
Die Anwendung von Luts finde ich sehr hilfreich für die Zukunft, wie hier im Thread bereits erwähnt wurde.
Auf die Kameras, die das integriert können, werde ich ein Auge werfen.

 

[felix_hh]

(....)

Die 18%-grau entsprechen, wenn man den alten Gerüchten glauben darf, dem Wert bei dem die Haut eines weißen Menschen als richtig belichtet angenommen wird. Klingt jetzt anachronistisch oder hat auch einen rassistischen Touch, vielleicht ist es aber auch nur eine wertfrei zu lesende technische Regel, grünes Gras sieht dann auch richtig aus.

Gut Licht

Robert

Es ist umgekehrt.. die Gesichter von "kaukasischen" Menschen entsprechen in der Helligkeit oft zufällig grob einer mittleren Helligkeit von 18% Reflexion/ 50% Hellligkeit (Zone V). Liegen aber meist 1 EV oder mehr darüber (meist ist die Haut eher heller).
Eine professionelle Graukarte eignet sich (anders als das Blatt Papier oder der einfache graue Karton..) nebenbei auch sehr wohl für den Weißabgleich, die ist dann nämlich metameriefrei beschichtet. Und weicht damit in der Farbreflexion je nach Lichttemperatur in der Farbe vom neutralen Grau ab. Bei besseren Kameras kann man direkt den Wert für den Weißabgleich messen (und im Speicher hinterlegen, teilweise auch mehrere Werte in mehreren Speichern) indem man einfach die Graukarte oder Weißkarte (geht beides, professionelle Weißkarten sind auch metameriefrei) formatfüllend im Mess-Modus fotografiert. Man kann auch den automatischen Weißabgleich verwenden, aber der macht dann Dinge von denen nur Hersteller genau weiß was sie sind. Kann damit dann passend liegen - aber leider auch mal daneben.

Ansonsten ist die Verwendung eines festen Wertes wie 5400K ohne vorherige Messung eigentlich immer falsch. Und ähnlich sinnvoll wie die Armbanduhr fix auf 12 Uhr zu stellen. Die zeigt dann eben auch nur Mittags um 12 Uhr die richtige Zeit an.
Denn du hast in der Dämmerung auch mal 3500K, am Mittag möglicherweise 5500K, bei bedecktem Himmel auch mal 6500K oder 7000K und wenn es neblig ist auch mal 8000K Lichttemperatur. Da hast du dann ein sehr bläulich-kaltes Licht fast ohne Rot- und Gelbtöne, weil die von Wolken und Nebel geschluckt werden. Der tiefblaue Himmel im Norden hat sogar über 20000K (Blaue Stunde). Und für einen Blitz muss man natürlich auch den zum Blitz passenden Wert einstellen. Das ist da ja auch je nach Modus leicht unterschiedlich. Und eben nicht immer 5400K.


EDIT: Wenn man auf die Weißkarte belichtet beim Messen der Lichttemperatur, dann wird die auch "grau" im Bild... die Kamera stellt dann die Belichtung entsprechend knapp.

 

[caprinz]

Ansonsten ist die Verwendung eines festen Wertes wie 5400K ohne vorherige Messung eigentlich immer falsch. Und ähnlich sinnvoll wie die Armbanduhr fix auf 12 Uhr zu stellen. Die zeigt dann eben auch nur Mittags um 12 Uhr die richtige Zeit an.
Denn du hast in der Dämmerung auch mal 3500K, am Mittag möglicherweise 5500K, bei bedecktem Himmel auch mal 6500K oder 7000K und wenn es neblig ist auch mal 8000K Lichttemperatur. Da hast du dann ein sehr bläulich-kaltes Licht fast ohne Rot- und Gelbtöne, weil die von Wolken und Nebel geschluckt werden. Der tiefblaue Himmel im Norden hat sogar über 20000K (Blaue Stunde). Und für einen Blitz muss man natürlich auch den zum Blitz passenden Wert einstellen. Das ist da ja auch je nach Modus leicht unterschiedlich. Und eben nicht immer 5400K.

Steile These.
Alle Bilder die wir ollen (Hobby) Fotografen vor der digitalen Ära mit Film festhielten, sind farblich falsch dargestellt...

 

[RalphBecker]

Alle Bilder die wir ollen (Hobby) Fotografen vor der digitalen Ära mit Film festhielten, sind farblich falsch dargestellt...

Im Prinzip ja.
Zumindest die mit Diafilm aufgenommenen. Bei Farbnegativ wurden die Bilder im Labor gefiltert und damit korrigiert.
Bei Diafilm haben die meisten auf die ganze Mired-Rechnerei verzichtet und die Farbstiche als gegeben hingenommen.
Aber das als Grund zu nehmen auf die heutigen technischen Möglichkeiten zu verzichten, na ja. Ich mache es nicht.

 

[felix_hh]

Wenn du einen Tageslichtfilm zur Abenddämmerung oder mit Kunstlicht verwendest: Ja, da kriegst du natürlich leicht falsche Farben, die meisten Farbfilme sind eben für das diffuse Mittagslicht ausgelegt. Weswegen man dann im Gebirge mit Film z.B. durchaus mal einen 81C oder einen 85C schraubt damit der Schnee und vor allem die Haut wieder "natürlich" wirkt. Aber immer noch die Lichtstimmung wiederspiegelt.